Melanie Henne

Training Citizenship: Ethnizität und Breitensport in Chicago, 1920–1950

Transatlantische Historische Studien. Band 54. Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2015.

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Vorstellungen von "guter Staatsbürgerschaft" dominierten in den USA der Zwischenkriegszeit, die von einer restriktiven Migrationsgesetzgebung geprägt war, die Einwanderungdebatten und waren mit strikten Amerikanisierungsforderungen verknüpft. Am Beispiel von Mitgliedern der Gymnastikorganisation Sokol sowie Sportler/innen des Jewish People's Institute (JPI) in Chicago wird gezeigt, wie tschechische und jüdische Migrant/innen und ihre Nachkommen Sport als Strategie der Legitimierung und im Kampf um Anerkennung nutzen. Diverse Sportpraktiken sollten dazu dienen, sie zu "guten Staatsbürger/innen" zu machen. Ihre Handlungsoptionen standen dabei im Spannungsfeld von Adaption, Ablehnung und Umdeutung dominanter US-Staatsbürgerschaftskonzepte und beinhalteten die Integration kultureller Selbstbilder. Mit dieser kulturwissenschaftlich inspirierten Verschränkung von Sport- und Migrationsgeschichte können Vorstellungen von Nation, Staatsbürgerschaft und Zugehörigkeit als historisch veränderbar und damit als Teil eines politischen Aushandlungsprozesses begriffen werden.