Können Universitäten die Demokratie retten?

Sep 10, 2025  | 7 - 8:30pm CET

Panel Discussion at Herrenhausen Palace, Hannover & Streamed online | Panelists: Julika Griem (Direktorin, Kulturwissenschaftliches Institut Essen), Ian McNeely (Professor und Senior Associate Dean for Undergraduate Education, University of North Carolina at Chapel Hill), Shalini Randeria (Rektorin, Central European University, Vienna), and Till van Rahden (CCÉAE, Université de Montréal); Moderator: Johannes Völz (Goethe-Universität Frankfurt); Welcome: Axel Jansen (GHI Washington)

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Diese Podiumsdiskussion widmet sich der Rolle von Universitäten in demokratischen Kulturen. Im Zentrum stehen Fragen wie: Können Universitäten dazu beitragen, demokratische Haltungen zu fördern? Und falls ja, auf welche Weise können sie zur Stärkung der politischen, kulturellen und sozialen Voraussetzungen von Demokratie beitragen?

In den vergangenen fünfzig Jahren beriefen sich Öffentlichkeit, Politik und Hochschulverwaltungen zunehmend auf Konzepte wie Exzellenz, Effizienz und Benchmarking, um Universitäten vorrangig über deren Beitrag zu wirtschaftlicher Entwicklung und allgemeinem Wohlstand zu legitimieren. Solche utilitaristischen Argumente erscheinen häufig wohlmeinend, da sie populistischen – insbesondere rechtsgerichteten – Vorwürfen entgegenwirken, wonach Universitäten lediglich Bastionen eines kosmopolitischen Elitismus seien. Allerdings übersehen sie dabei gelegentlich die spezifische „unnatural nature of science“ (Lewis Wolpert), die sich von ihrer technologischen Anwendung unterscheidet. Zugleich kontrastiert diese Argumentation mit früheren Debatten, die Universitäten in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als zentrale Orte eines demokratischen Gemeinwesens verstanden haben. So betonte Karl Mannheim, dass Demokratie nur dann Bestand haben könne, wenn alle ihre Institutionen konsequent auf demokratische Ziele ausgerichtet seien. Bereits 1946 wurde in einem von Präsident Truman in Auftrag gegebenen Bericht die Hochschulbildung als entscheidende Voraussetzung für eine „vollständigere Verwirklichung der Demokratie“ hervorgehoben.

Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Krise der Demokratie untersucht das Panel die sich wandelnden Rollen und Erwartungen, die Universitäten im transatlantischen Raum zugeschrieben werden. Diskutiert werden Potenziale, Perspektiven und Grenzen jener Beiträge, die universitäre Lehre und Forschung zur Stabilisierung und Weiterentwicklung demokratischer Gesellschaften leisten können.

Auf dem Podium diskutieren Julika Griem (Direktorin, Kulturwissenschaftliches Institut Essen), Ian F. McNeely (University of North Carolina at Chapel Hill; Autor des in Kürze erscheinenden Buches The University Unfettered: Public Higher Education in an Age of Disruption), Shalini Randeria (Rektorin der Central European University, Wien) und Till van Rahden (Centre canadien d’études allemandes et européennes, CCÉAE, Université de Montréal). Das Panel wird moderiert von Johannes Völz (Goethe-Universität Frankfurt). Einführen wird Axel Jansen, stellvertretender Direktor des DHI Washington.

Die Veranstaltung ist Teil der internationalen Tagung “Universities and the Public Good: Research, Education, and Democracy since 1945.” Das Panel wird gemeinsam veranstaltet vom Deutschen Historischen Institut Washington und der VolkswagenStiftung in Kooperation mit dem Amerika-Institut der LMU München, Bowdoin College in Maine/USA und dem CCÉAE, Université de Montréal.


This panel focusses on the role of European and North American universities in supporting a democratic culture. Can universities help cultivate democracy as a way of life, and if so, how can they help strengthen and renew the political, cultural, and social preconditions of democracy?

For the past fifty years, the public, politicians, and administrations have invoked excellence, efficiency, and benchmarking to legitimize universities through their role in creating economic opportunities and contributing to prosperity. Utilitarian arguments can be well-intentioned because they counter (right-wing) populist claims that universities are bastions of cosmopolitan elitism. Such arguments, however, sometimes overlook the “unnatural nature of science” (Lewis Wolpert) as distinct from technology. They also stand in contrast to debates about universities as a key site for a democratic commons after World War II. Karl Mannheim argued “that Democracy cannot exist unless all its institutions are thoroughly oriented to democratic ends.” In 1946, a report commissioned by President Truman suggested that higher education played a pivotal role for the “fuller realization of democracy.”

Against the backdrop of a crisis of democracy today, the panel will focus on the shifting roles assigned to universities in the transatlantic world. Panelists will discuss the perspectives, and the limits, for the kinds of contributions university-based higher education and research can make to democratic societies at large.