Leonard Schmieding

Das ist unsere Party: HipHop in der DDR

Transatlantische Historische Studien. Band 51. Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2014.


Als HipHop sich aus New York über die ganze Welt verbreitete, machte er auch vor dem Eisernen Vorhang nicht Halt und begeisterte ab den frühen 1980er Jahren Jugendliche in der DDR. Die jungen HipHopper gründeten Breakdance-Crews, sprühten Graffiti und fanden sich zu Parties zusammen, auf denen Rapper ihre Reime und DJs ihre Musik zum Besten gaben. Damit forderten sie nicht nur die Volkspolizei und die Staatssicherheit heraus, sondern auch die sozialistischen Jugendorganisationen, in deren Plan jugendliche Subkulturen nicht vorkamen. Leonard Schmieding untersucht den Kulturtransfer des HipHop von der Bronx in die DDR und analysiert seine spezifische Aneignung durch jugendliche und staatliche Akteure. Die offizielle Wahrnehmung als afroamerikanische Kultur und damit als das "andere" Amerika prägte den staatlichen Umgang mit HipHop und die Interaktion mit den Jugendlichen, die sich Freiräume erschlossen, um ihre Version von Breakdance, Graffiti, DJing und Rap zu praktizieren. Dabei distanzierten sie sich immer mehr vom Sozialismus und brachen auf imaginärer Ebene aus der DDR aus, um – in einem Prozess des kulturellen schwarz-Werdens – gefühlt und gedanklich in "Amerika" zu sein.